Wie schon berichtet, hatte ich mich für die Etappe Zwickau-Plauen der Sommer-Sachsen-Radtour (SSRT) angemeldet. Also einen Tag Urlaub genommen, Rad und Ausrüstung vorbereitet (ich habe dem Wetterbericht nicht geglaubt und deshalb unnötigerweise Regenkleidung mitgeschleppt), Bahnverbindung rausgesucht. Am Montag (11.07.11) bin ich rechtzeitig zum Oberen Bahnhof in Plauen, Ticket musste ich ja noch besorgen. Und überhaupt, was fährt denn wirklich, denn die Vogtlandbahn wird bestreikt.
Gut, am Display steht 10:57 Uhr IRE nach Dresden über Zwickau und 11:01 Uhr eine Vogtlandbahn nach Zwickau. Misstrauisch blicke ich nochmals in den Aushang mit Fahrplanänderungen und auch da steht 11:01 eine Bahn nach Zwickau. Ab zum Ticketautomaten, Ziel eingeben, Preis 8,80 Euro. Einen 10-Euro-Schein eingeschoben, ratter, ratter, klimper. Ergebnis: 1 Ticket, 1 Euro Rückgeld und eine Guthabenquittung über 20 Cent, da der Automat aus technischen Gründen nicht wechseln kann.
Super, der Tag geht gut los.
Aber brauche ich noch ein Radticket für Zwickau? Ist doch alles Vogtlandbahn. Also am Serviceschalter nachfragen. Pech gehabt, für Zwickau brauchts ein Radticket, das ich erfreulicherweise gleich dort erwerben konnte.
Rad geschnappt und ab zum Bahnsteig 1, Bank suchen und warten, es war ja noch Zeit. Gegen 10:55 Uhr die Durchsage, dass der IRE nach Zwickau 10 Minuten Verspätung hat. Was solls, ich fahre Vogtlandbahn. 11:00 Uhr und kein Zug, keine Durchsage, nix. Ich beäuge den Zugzielanzeiger genauer und sehe: „Zug fällt aus“. Ja, prima, ohne weitere Info.
Jetzt bin ich froh, dass der IRE der DB Verspätung hat. So hat Unpünktlichkeit auch mal einen Vorteil. Die Vogtlandbahn und die mangelnde Informationspolitik dieser murmelnd verfluchend, begebe ich mich zum Bahnsteig 3 zur Ankunft und Abfahrt des IRE. Damit erreiche ich noch rechtzeitig Zwickau und die Anmeldung beim Start zur SSRT-Etappe.
Das Organisationspersonal war auch kurz vor dem Start noch emsig mit diversen Vorbereitungen beschäftigt.
Einige Mitstreiter dieser Etappe fanden sich plaudernd zusammen und diskutierten diverse Erlebnisse als Radler.
Kurz vor dem Start begrüßte unser Eventmanager (links im Bild) einen der prominenten Mitfahrer: Marc Huster, ehemaliger Gewichtheber und mehrfacher Weltmeister in dieser Disziplin.
Für einen weiteren Promi wird hier gerade das Fahrrad angepasst, aber irgendwie ist das Rad auch bei ganz ausgezogener Sattelstütze noch immer irgendwie zu klein für Peter Escher vom MDR.
Klar, dass er trotzdem mitradelt, die gesamte Strecke!
Als Pulk bewegen wir uns durch Zwickau, rote Ampeln zwingen zum kurzen Stopp und bieten mir Gelegenheit für ein Foto der Radlertruppe.
Von Zwickau aus bewegen wir uns gen Vogtland, eine flachwellige Mittelgebirgs-Kuppenlandschaft, wie Geologen so schön sagen. Dann sollen diese Geologen mal diese „flachen Wellen“ mit dem Rad fahren. Denn kurz hinter Zwickau fangen Berge an, keine Wellen. Und ein Berg zieht das Fahrerfeld auseinander, wobei ich mich zugegebenermaßen stets im hintersten Teil des Feldes aufhielt, wenn es bergan ging. Besser gesagt, ich war das Schlusslicht. Hinter mir kam dann immer nur noch das Begleitfahrzeug von Little John Bikes, das auch als Medical Car (das klingt wie Formel 1) diente und ein Servicefahrzeug für den Fall von Reparaturen. Über größere Strecken wurden diese beiden noch von Fahrzeugen eines Sponsors für diese Veranstaltung begleitet, nämlich dem Unternehmen „Sachsenobst“. Hier sehen wir diese Kolonne am Ende des Mühlwander Berges.
An diesem Berg, der auf etwa 1,3 km Länge einen Höhenunterschied von ca. 125 m überwindet hatten doch schon viele aus dem Feld arg zu kämpfen.
Aber stets nach solchen Anstiegen gab es eine kurze Pause, um das Feld zusammenzuführen und Gelegenheit für ausgiebiges Trinken.
Ein unbedingtes Muss bei den herrschenden Temperaturen.
Von Buchwald ging es weiter in Richtung Talsperre Pöhl und über die Umleitungsstrecke (die Straße Möschwitz – Plauen ist immer noch im Bau) in Richtung Voigtsgrün.Kurz vor Möschwitz musste ich ein kurze aber dringende Pause einlegen. Das führte dazu, dass der Begleittroß mich als „Einzelfahrer“ bis Voigtsgrün begleitete. Und bis Voigstgrün kommen noch paar kurze Anstiege. Das Ergebnis war ein beachtlicher Stau an PKWs hinter „meinen“ Begleitfahrzeugen. Deren Fahrer werden auch kopfschüttelnd die Aufschriften „ACHTUNG! Radsportveranstaltung“ gelesen haben und sehen einen einzelnen Radler verzweifelt sich die Berge hochkämpfen. Die Fahrer schienen leicht bis mäßig genervt, aber nur vereinzelt gab es mal ein Hupen.
Ich bewundere die Fahrerin unseres Begleitautos, die mit stoischer Ruhe für die Sicherheit jedes einzelnen Radlers gesorgt hat. Danke schön.
Kurz vor Plauen war erneut kurzes Sammeln, ging es doch nochmals über die dichtbefahrene Bundesstraße B173 in der Höhe vom Bauhaus. Als Plauener konnte ich den Mitradlern versichern, dass jetzt nur noch drei kurze kleine Ansteige bis zum Ziel kommen. Eine Info, die doch für eine gewisse Erleichterung sorgte.
Nach etwas über vier Stunden trafen alle Teilnehmer mehr oder weniger erschöpft aber zufrieden auf dem Marktplatz in Plauen ein und wurden von etlichen Zuschauern mit Beifall begrüßt.
Siegerehrung gab es keine, denn es war nicht das Ziel der Fahrt, um Plätze zu kämpfen. Die Teilnehmer an der Fahrt waren für einen guten Zweck unterwegs, zur Unterstützung des Sonnenstrahl e.V., eines Vereines, der sich um krebskranke Kinder kümmert. Und auf dieser Etappe hat Peter Escher gemeinsam mit Sachsenobst (Obstland Dürrweitzschen AG) eine Spende von 1.500 Euro für den Verein „erstrampelt“, zusätzlich der kleinen Beiträge aus den Startgebühren der Teilnehmer.
Schon dafür hat es sich gelohnt, mitzumachen. Statt Siegerehrung gabe es eben eine Teilnehmerehrung und für jeden eine Urkunde. Peter Escher hat sich vor Plauener Publikum zur To(rt)ur geäußert (auch zu den vogtländischen Bergen) und seinen Dank an die Organisatoren ausgesprochen. Insbesondere wies er noch einmal auf „Karli“ (den Anschieber und Schrittmacher des Feldes) hin, insbesondere auf die strammen Wadeln von Karli. Ich hoffe, er hat nichts dagegen, dass ich das hier auch zeige.
WADEN
Begleitet wurde die Nachmittagsveranstaltung auf dem Altmarkt Plauen vom Vodafone-Showtruck und Livemusik.
Auch von mir an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Organisatoren der Veranstaltung, insbesondere meine zwei ständigen Begleiterinnen aus dem Medical Car.
Es wurde prima organisiert, auch wenn die Beteiligung mit 15 Teilnehmern doch etwas gering war. Aber es sind Ferien in Sachsen und dazu noch Montag und für so eine Anstrengung noch einen Tag Urlaub nehmen, macht halt nicht jeder.
Ich hätte mir eine bessere Information in den lokalen Medien im Vorfeld gewünscht, um vielleicht noch den einen oder anderen zur Teilnahme zu animieren. Vielleicht hätten auch Stadt Plauen oder der Landkreis ein Team aufstellen können, das hier mitmacht? Es wäre dem Event zuträglich gewesen, ebenso vielleicht eine offizielle Begrüßung in der Stadt durch einen ihrer Vertreter.
Schade, vielleicht klappt es beim nächsten mal.
Und hier am Ende noch die wichtigsten Tourdaten:
Länge: | 48,1 km |
Höhendifferenz | 805 m (GTA) / 622 m (GPSies.com) |
reine Fahrzeit: | 3:01 h:min |
Durchschnittsgeschwindigkeit: | 15,9 km/h |
Schwierigkeitsgrad nach GPSies.com (Fiets-Index) : | 6,55 |
Das Höhenprofil der Tour (Vwerwendung des Screenshots mit freundlicher Genehmigung von GPSies.com)
Die Kartendarstellung auf GPSies.com mit der tatsächlich gefahrenen Strecke:
Das GPX-File steht im Downloadbereich zur Verfügung, falls jemand diese Tour nachempfinden möchte.
In Kürze wird es zur Tour noch ein kleines Video geben. Videobearbeitung braucht halt immer etwas Zeit.
Hallo Matthias,
erst einmal möchte ich dir zu dem Text gratulieren.
Er liest sich mit einer Leichtigkeit, die wir bei dieser Tour nicht immer hatten. 😉
Dieser Bericht lässt mich zurück erinnern, wie wir (Axel, du und ich) uns mühevoll den Berg nach der Pause empor geschwungen hatten, um einen wunderschönen Blick auf das Fahrerfeld zu erhaschen.
Ich bin schon gespannt auf das Video und hoffe, das man den einen oder anderen dann auch nächstes Jahr wieder sieht.
Grüße aus Altenburg,
Thomas
Ja Matthias, Deinem sehr schön geschrieben Bericht ist nichts hinzu zu fügen, zum Schluss ist man froh und glücklich dass man dies gemacht hat. Obwohl ich das Vogtland liebe, habe ich die Berge verflucht :)).
Gruß Axel