In den letzten Tagen habe ich mir die 79 Seiten des veröffentlichten Entwurfes zur Radverkehrskonzeption (RVK) für den Freistaat Sachsen etwas näher angesehen. Augenmerk habe ich dabei vor allem auf Aussagen zur vogtländischen Region gelegt.
In den aktuellen Entwicklungen wird festgestellt, dass der Radtourismus deutlichere Wachstumsraten zeigt, als der werktägliche Radverkehr. Diese Entwicklung wird auch künftig weiter erwartet. Radwandern würde die höchsten Zuwachsraten im Vergleich zu anderen Urlaubsaktivitäten zeigen. Statistische Werte für den Elberadweg besagen beispielsweise eine durchschnittliche Reisedauer von 9 Tagen, wobei pro Tag und Radler 66 Euro ausgegeben werden. Allerdings, so stellt das Konzept auch fest, befindet sich weder Sachsen noch eine sächsische Region unter den Top 10 der beliebtesten Radregionen.
Auch neue Radtypen werden in der aktuellen Entwicklung betrachtet. Hier werden u.a. Elektroräder und Räder mit Hänger genannt, Trikes sind nicht namentlich aufgeführt. Die RVK weist darauf hin, dass damit Geschwindigkeiten höher und auch heterogener werden. Das hat Auswirkungen auf bauliche Anforderungen, wie Überholmöglichkeiten und die kritische Mischung von Radlern mit Fußgängern auf gleichen Flächen.
Das RVK Sachsens soll durch kommunale Konzepte ergänzt werden. Für diese Regionalkonzepte sind eine Reihe von „Handlungsfeldern“ benannt. Hier werden unter anderem Verknüpfungspunkte zum ÖPNV mit Mitnahme- und Abstellmöglichkeiten genannt, ebenso Fahrradstationen als komplexe Serviceeinheiten. Allerdings wird nicht näher ausgeführt, was unter „Serviceeinheit“ zu verstehen ist. Interessant ist die Forderung nach Fahrradwaschanlagen.
Im RVK ist der Stand regionaler Konzepte aufgelistet. Bedauerlicherweise ist beim Vogtlandkreis in allen vier Positionen ein „nicht vorhanden“ vermerkt. Basis der Aufstellung ist die politische Beschlussfassung. Hier hat unser Vogtlandkreis offenbar erheblichen Nachholebedarf.
In Kapitel 3 befasst sich die RVK mit dem „SachsenNetz Rad“ und dessen Einbindung ins Radnetz Deutschland. In Sachsen verlaufen demnach Teilstücke folgender D-Routen:
- D-Route 10: Elberadweg
- D-Route 12: Oder-Neiße-Radweg
- D-Route 4: Mittelland-Route
Betrachtet man die Karte der D-Routen, so ist zu sehen, dass das Vogtland nicht nur vom Fernbahnverkehr abgehängt ist, sondern auch vom Netz der D-Routen. Einzig die EuroVelo-Route EV 13, auch „Eiserner-Vorhang-Route“ genannt führt im Grenzgebiet Sachsen zu Bayern in die vogtländische Region.
Im weiteren werden Merkmale der drei Hauptzielgruppen radtouristischer Angebote in Sachsen dargestellt. Die Zielgruppen sind:
- Radfernwanderer, mit Tagesetappen von rund 100 km und nahezu täglich neuem Quartier
- Radurlauber, mit Tagestouren in der Nähe eines festen Quartiers über mehrere Tage
- Tagestouristen, die für eine Tagestour gezielt anreisen
Als Informationsmedium für die Touristen werden die herkömmlichen Quellen, wie Karten, Faltblätter und Routenführer genannt, sofern nicht ein Navigationsgerät oder das Internet genutzt wird.
Auch zu planerischen und baulichen Standards trifft das RVK Aussagen, unter anderem zu sogenannten „Durchlaufsperren“ – den oft eher gefährlichen und behindernden Pollern auf Radwegen. Wünschenswert ist eine Durchfahrmöglichkeit von mindestens 1,5 bis 1,8 m, so das RVK.
Im Kapitel 3.5 wird der Planungsstand 2013 für das SachsenNetz Rad dargestellt. Dies umfasst aktuell 10 Radfernwege. Von diesen Fernwegen führen der Mulderadweg, der Elsterradweg und der Radfernweg Sächsische Mittelgebirge („Kammtour“) ins und durchs Vogtland. Mulde- und Elsterradweg werden als „gut nutzbar“ eingeschätzt, der Fernweg Sächsische Mittelgebirge als „schlecht nutzbar“.
Das SachsenNetz umfasst 2013 2.253 km Radfernwege, 2.371 km Regionale Hauptradrouten und 488 km sonstige Strecken. Regionale Hauptrouten im Vogtland sind beispielsweise der Vogtlandradweg, der Göltzschtalradweg oder der Musikantenradweg.
Es wird noch ein zweiter Teil zum Radverkehrskonzept folgen. Da ich aus dem Konzeot zitieren möchte und eine Abbildung veröffentlichen möchte, habe ich um Zustimmung zur Veröffentlichung angefragt. Eine Antwort seitens des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr steht allerdings noch aus.