Der Zaubermondhof lag noch in morgendlicher Stille, aber ich wollte ja auf meine nächste Etappe. Und ob es Frühstück gibt, war auch nicht ganz klar. Also habe ich schriftich einige nette Abschiedsworte hinterlassen und mich auf den Weg gemacht, das Quartier hatte ich bereits am Vortag bezahlt. Ich hatte Hoffnung, in einem der nächsten Dörfer einen Bäcker oder ein Cafe zu finden. Aber außer langen und etwas langweilig wirkenden Strecken entlang von Feldern war da nichts weiter. Dorfbäcker waren Fehlanzeige,
In Löcknitz erblickte ich die Werbetafel für ein McDonalds, auch da gibt es Frühstück. Allerdings war das eine Werbetafel für ein McDo in Polen! Erst nach über 30 km wurde ich fündig und konnte im Eiscafe & Restaurant Pinguin in Krackow ein ordentliches Frühstück zu mir nehmen.
So gestärkt ging es weiter in Richtung Oder. Zunächst führt die Strecke über Penkun mit seinem Schloss.
Die Oder rückte langsam näher, auf jeden Fall war schon mal die deutsch-polnische Grenze erreicht.
Und endlich, nach 206 km Strecke von Ahlbeck aus ist jetzt die Oder, in dem Fall die Westoder, erreicht.
Auf der polnischen Seite der Oder liegt Gryfino. Die Gegend wurde offenbar längere Zeit als Standort für ein Atomkraftwerk angesehen. 2010 soll der Standort allerdings ausgeschieden sein. Auf deutscher Seite gab es gegen den Bau Proteste. In Gartz ist jetzt noch ein Plakat zu sehen.
Atomkraft? Nein danke, wir lagern unseren Müll lieber im Garten….
Das nenne ich gelebten Umweltschutz.
An der Oder verläuft der Oder-Neisse-Radweg auf langen Strecken direkt auf dem Hochwasserschutzdamm.
Der nächste größere Ort entlang meiner Tour war Schwedt. Dass dieser Ort erreicht ist, lässt sich nicht nur sehen, sondern auch riechen. Zumindest an diesem Tag ging vermutlich von der Papierfabrik eine spürbare Duftwolke aus.
Das mittlerweile sonnige Wetter hatte in Schwedt viele Besucher an die Uferpromenade unter der Brücke nach Polen gelockt und der Oder-Neisse-Radweg führt genau dort entlang. Vorbei ging es dann an der Pumpstation „Juliusturm“.
Dieses Pumpwerk ist noch in Betrieb und sichert die Ableitung von hier zusammengeführten Abwässern. Der Turm wurde 1909 in Betrieb genommen mit einer Kapazität für 10.000 Einwohner.
Inzwischen wurde es Zeit, sich um ein Quartier zu kümmern. Der Ort Stolpe in 16 km wäre noch bequem zu erreichen, laut Quartierverzeichnis meiner Radtourenkarte gibt es dort das Hotel „Stolper Turm“. Also per Smartphone die Webseite gesucht, vorsichtshalber Zimmerpreise checken. Allerdings das Hotel geschlossen.
Nächste Versuch war die Pension „Zur Linde“ in Crieven. Schon beim Anruf war zu spüren, dass man hier als Gast willkommen ist, auch als Radler für eine Nacht. Außerdem erhielt ich gleich noch die Info, dass ich noch rechtzeitig komme, um dem Nationalparkzentrum in Crieven einen Besuch abstatten zu können.
Bis Crieven waren es nur wenige Kilometer und nach Verstauen von Gepäck im Zimmer und Fahrrad im abgeschlossenen Abstellraum konnte ich mir noch viel Wissenswertes zum Nationalpark im Infozentrum aneignen.
Wer mag, kann dort „Deichgraf“ spielen und im Modell die Oder überfluten und Flutungsflächen regeln.
Die Pension kann ich Radwanderern guten Gewissens empfehlen, die Zimmer sind prima, das Essen hervorragend und der Service ist spitze!
Die Tagesetappe von 94 km hat mich nun endlich bis zur Oder gebracht!